Hans Speidel (* Oktober in Metzingen; † November in Bad Honnef) war ein deutscher General. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg als Leutnant und war im Zweiten Weltkrieg Chef des Stabes der Heeresgruppe B unter Erwin Rommel, Günther von Kluge und Walter Model. Von bis war Speidel als General der BundeswehrOberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa bei der NATO.
Hans Speidel war ein Sohn des Oberforstrats Emil Speidel (–) und dessen Ehefrau Amalie „Mali“ von Klipstein (–). Er war seit mit Ruth Stahl (–) verheiratet, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte;[1] dieser, Hans Helmut Speidel (*), ist Brigadegeneral a.D. der Bundeswehr. Speidels älterer Bruder Wilhelm (–) war ein General der Flieger.
Während des Ersten Weltkriegs trat Speidel am November nach einem Notabitur als Fahnenjunker beim Grenadier-Regiment „König Karl“ (5.Württembergisches) Nr. ein. Im November wurde er zum Leutnant befördert. Er kämpfte in Flandern, an der Somme und bei Cambrai und wurde Regimentsadjutant.
Speidel wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes und der Württembergischen Militärverdienstmedaille in Gold ausgezeichnet.
Speidel wurde nach Kriegsende als Berufssoldat in die Reichswehr übernommen und als Kompanie- und Ordonnanzoffizier beim (Württ.) Infanterie-Regiment in Ludwigsburg eingesetzt.
Er studierte /24 mit Unterstützung seiner Vorgesetzten in Berlin, Tübingen und StuttgartGeschichte und Volkswirtschaft und promovierte am Februar mit der Arbeit / eine militärpolitische Untersuchung[2] zum Dr. phil.magna cum laude. In dieser Arbeit beschäftigte er sich mit den unterschiedlichen politischen Geistesströmungen nach den Niederlagen in den Jahren und , insbesondere mit der sogenannten Dolchstoßlegende. Am 1.April wurde er zum Oberleutnant befördert. Speidel, der sich auch mit militärwissenschaftlichen Arbeiten (unter anderem der Monographie Au fil de l'épee von Charles de Gaulle) beschäftigte, absolvierte anschließend eine Führergehilfenausbildung und wurde nach deren Abschluss in die Abteilung Fremde Heere (T3) des Truppenamtes versetzt. Am 1.Februar wurde er zum Hauptmann befördert.
Am 1.Oktober wurde Speidel als Gehilfe des deutschen Militärattachés nach Paris versetzt. Es folgten Verwendungen als Kompaniechef und Bataillonskommandeur in Ulm, ehe er Ende zum Leiter der Abteilung Fremde Heere West ernannt wurde. Er wurde Erster Generalstabsoffizier (Ia) der Infanterie-Division in Mannheim.
wurde Speidels Division am Westwall eingesetzt. nahm er als Chef des Stabes (Ia) des IX. Armeekorps am Frankreichfeldzug teil. Er wurde nach der Einnahme von Paris im Juni Chef des Stabes des dortigen MilitärbefehlshabersAlfred von Vollard-Bockelberg und wenig später Chef des Kommandostabes beim Militärbefehlshaber Frankreich. In seinem Umfeld bildete sich zu dieser Zeit die sogenannte „Georgsrunde“, benannt nach deren Treffpunkt im Pariser Hotel „GeorgeV.“, der unter anderem der damalige Hauptmann Ernst Jünger angehörte. Am 1.Februar wurde Speidel zum Oberst befördert.
Im März wurde Speidel zum Chef des Generalstabes des V.Armeekorps an der Ostfront ernannt. In der Winterkrise /43 fungierte er zeitweilig als Chef des Stabes des Deutschen Generals beim italienischen AOK8, Kurt von Tippelskirch, und anschließend der aus diesem Stab gebildeten Armeeabteilung Lanz (später Kempf). In dieser Stellung war er, mittlerweile zum Generalmajor befördert, an der Schlacht bei Charkow und dem Unternehmen Zitadelle beteiligt. Im August wurde aus der Armeeabteilung eine neue 8. Armee unter Otto Wöhler aufgestellt, deren Generalstabschef Speidel weiterhin blieb. Am 1.Januar erfolgte in dieser Stellung seine Beförderung zum Generalleutnant.
Im April des gleichen Jahres wurde er Chef des Stabes der Heeresgruppe B unter Erwin Rommel und versuchte, diesen für den militärischen Widerstand gegen Adolf Hitler zu gewinnen. Nach Rommels Verwundung bemühte er sich auch bei Rommels Nachfolger Hans Günther von Kluge das gleiche Ziel zu erreichen. Am August , bei der Ankunft des von Kluge-Nachfolgers Walter Model im Hauptquartier der Heeresgruppe im Schloss La Roche-Guyon, meinte Speidel zu dem (ihm schon aus früheren Zeiten bekannten) Feldmarschall: „Das beste sei, sich im Westen mit den Alliierten zu arrangieren, um freie Hand im Osten zu bekommen. […] Model stimmte zu, schwieg einen Moment, sagte dann: ‚Ach, lassen wir die politischen Dinge.‘“[3] Seine Aufgabe war, möglichst viele seiner Soldaten aus der Normandie herauszubekommen. Speidels Bekanntschaft mit Model rührte aus dem Jahr , als er bei dem damaligen Major Kriegsgeschichte bei einem „Führergehilfenlehrgang“ (u.a. auch mit Adolf Heusinger) hörte.[4]
Hitlers Trümmerfeldbefehl vom August gegen Paris gab Model weiter – und kümmerte sich dann nicht mehr sonderlich um die Stadt. „Sein Chef Speidel und Choltitz regelten die Nichtbefolgung des berüchtigten ‚Führerbefehls‘ in stillem Einvernehmen untereinander.“[5]
Am August rief der Chef des Heerespersonalamtes, General Wilhelm Burgdorf, im vorübergehenden Hauptquartier der Heeresgruppe in Havrincourt an und verlangte die Ablösung von General Speidel als Chef des Stabes. Er sei „stark verdächtig, am Juli beteiligt gewesen zu sein. […] Model tobte […].“ Hier konnte er jedoch nichts mehr ausrichten, als ihm eine abschließende Beurteilung zu geben, die er nach seiner Absicht „sehr vorsichtig, um Speidel nicht zu schaden“, abfasste.[6] Speidel wurde am 7.September nach Kluges Suizid von der Gestapo verhaftet und als Helfer und Mitwisser des Attentats auf Hitler angeklagt. Der Ehrenhof der Wehrmacht plädierte auf „Nichtschuldig aber nicht frei von Verdacht“, wodurch Speidel eine Verhandlung vor dem Volksgerichtshof erspart blieb.
Er blieb aber dennoch in Haft. In der Festungshaftanstalt Küstrin war er unter anderem gemeinsam mit Ernst Wirmer, dem Bruder des von den Widerstandskämpfern als Reichsjustizminister vorgesehenen Josef Wirmer, sowie dem Befehlshaber der niederländischen Armee, General van Roell, und General Theodor Groppe inhaftiert. Bei Annäherung der sowjetischen Truppen wurde die Gruppe im April über mehrere Stationen nach Immenstaad am Bodensee transportiert und in der Hauskapelle von Schloss Hersberg gefangen gehalten. Gemeinsam mit dem Kommandanten der Haftanstalt organisierte Speidel die Flucht vor der SS. Mit Hilfe von Ordensleuten der Pallottiner konnten die Gefangenen in Urnau im heutigen Bodenseekreis untertauchen und wurden dort in den letzten Kriegstagen von französischen Truppen gestellt.
Speidel widmete sich nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft wieder wissenschaftlichen Arbeiten. Speidels älterer Bruder Wilhelm Speidel war von bis Militärbefehlshaber von Südgriechenland bzw. Griechenland und wurde im Februar im Geiselmordprozess wegen seiner Verantwortung für die dortigen Geiseltötungen zu 20Jahren Haft verurteilt ( begnadigt).[7] veröffentlichte Hans Speidel sein Buch Invasion und war Lehrbeauftragter an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Im Oktober arbeitete er an der geheimen Himmeroder Denkschrift zur Frage einer deutschen Wiederbewaffnung mit. Nach seiner Tätigkeit als militärischer Berater des BundeskanzlersKonrad Adenauer wurde Speidel im Januar als Sachverständiger in das Amt Blank (das spätere Bundesverteidigungsministerium) berufen. Im Zuge der intensivierten Diskussion der westdeutschen Wiederbewaffnung nach Ausbruch des Koreakrieges ab Sommer gab es ein „Junktim“ zwischen der „Wiederherstellung der Ehre des deutschen Soldaten“ und der Zustimmung zur Wiederbewaffnung. Von bis war Hans Speidel Chefdelegierter bei der Konferenz zur Bildung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG).
Nach dem Scheitern dieses Projektes vertrat Speidel /55 die Bundesrepublik Deutschland bei den Verhandlungen über einen Eintritt in die NATO. Er wurde am November zum Chef der AbteilungIV „Gesamtstreitkräfte“ im Bundesministerium der Verteidigung berufen und zum Generalleutnant ernannt. Am Juni wurde er zum General(OF-9) befördert. Speidel war von April bis September Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa (COMLANDCENT – Commander Allied Land Forces Central Europe) mit Hauptquartier im Schloss Fontainebleau (Frankreich) und sorgte für eine reibungslose Eingliederung der Bundeswehr in die NATO.
Charles de Gaulle, seit Januar Staatspräsident Frankreichs, war ein unversöhnlicher politischer Gegner Speidels (insbesondere wegen dessen Aktivitäten gegen die Résistance und französische Juden in Paris). Er drängte bei der NATO auf Speidels Ablösung; diese erfolgte Anfang September [8]
Im März wurde er jährig in den Ruhestand verabschiedet und im Oktober desselben Jahres zum Präsidenten der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) gewählt. Speidel wurde mit dem Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet[9] und Ehrenbürger seiner Heimatstadt Metzingen. Er starb am November in Bad Honnef. Die General-Dr.-Speidel-Kaserne der Bundeswehr in Bruchsal ist seit nach ihm benannt.